Zum Weltfrauentag 2022:
Zur Situation im Kongo, insbesondere im Township Camp Luka

Überall auf der Welt sind Frauen mehr als Männer von Armut betroffen. So ungerecht und empörend dies einerseits ist, so sehr freut es uns andererseits, heute den Start unseres neuen Projekts zu verkünden: unser Projekt im Township Camp Luka in Kinshasa. Es ist im Februar dieses Jahres gestartet und läuft bis Ende Januar 2023. Das Projekt wird die wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen für 300 einkommensschwache Menschen im Township verbessern und dabei einen Schwerpunkt auf die Förderung von Frauen legen. Unser Partner vor Ort ist HUMANA People to People Congo.

Foto von einem früheren Projekt von HUMANA People to People Congo.


Zur Situation im Kongo
Die Demokratische Republik Kongo ist reich an Bodenschätzen, aber die Menschen leben größtenteils in extremer Armut. Nach Angaben der Weltbank ist das Land eines der ärmsten Länder der Welt (Nr. 175 von 189 auf dem Human Development Index), und nach Angaben der Zentralbank der Demokratischen Republik Kongo beträgt die Arbeitslosigkeit 46,1%.
Die Mehrheit der Armen lebt in den ländlichen Gebieten, aber auch städtische Armut ist weit verbreitet. Armut und Mangel an Grundbildung sind eng miteinander verknüpft. Ohne Grundfertigkeiten wie Lesen und Schreiben, grundlegendes Gesundheitsbewusstsein und ein grundlegendes Verständnis für die Funktionsweise ihres Landes bleibt der Weg aus der Armut für viele Menschen verschlossen. Diese Menschen sind ihres Rechts beraubt, produktive Bürger in ihrem eigenen Land zu werden, was außerdem einen enormen Verlust an menschlichen Fähigkeiten und Ideen zur Folge hat. Die Menschen müssen jedoch überleben und werden alle Mittel nutzen, die ihnen zur Verfügung stehen.
Armut ist auch durch die hohe Anzahl von Menschen, die außerhalb der formellen Wirtschaft leben, auf gesellschaftlicher Ebene sehr sichtbar. In der Demokratischen Republik Kongo leben Millionen von Menschen von der Landwirtschaft oder von informeller Arbeit in den großen Städten des Landes. Sie sind in erster Linie Straßenverkäufer oder Tagelöhner oder leben von kleinen einkommensschaffenden Aktivitäten wie Autos reparieren, Möbel bauen, Frisieren oder Schneidern. Als Folge einer großen informellen Wirtschaft ist die Jugendarbeitslosigkeit in Afrika und anderen Ländern des Südens zu einem globalen Problem geworden.
In der Demokratischen Republik Kongo sind 65% der Bevölkerung unter 25 Jahre alt, 19,4% zwischen 15 und 24 Jahren. Millionen junger Menschen haben keinen Zugang zu Aus- und Weiterbildung, die ihre Chance erhöhen könnten, zukünftig produktive Bürger zu werden. Junge Menschen ohne ausreichenden akademischen und beruflichen Hintergrund müssen sich anderswo nach Einkommensbeschaffung umsehen. Analphabetismus ist untrennbar mit Armut verbunden und sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten weit verbreitet. Nach Angaben der Weltbank liegt die Alphabetisierung bei Frauen bei 56% und bei Männern bei 74%.
Nach Angaben von UNAIDS lebt eine halbe Million Menschen in dem Land mit HIV/AIDS.
Die jüngste Zahl für die Prävalenz von Gewalt in Paarbeziehungen unter Frauen im Alter von 15-49 Jahren liegt bei 36,8 % (DHS 2013-2014).


Zur Situation in Camp Luka
Das Projekt wird im Township Camp Luka in der Verwaltungseinheit Kintambo in Kinshasa umgesetzt. Camp Luka hat eine geschätzte Bevölkerung von 200.000 Menschen. Camp Luka ist ein Ort, an dem Menschen, die vor der ländlichen Armut im Landesinneren fliehen, versuchen, ihren Start in Kinshasa zu machen. Die Gegend weist eine große Fluktuation von Menschen auf. Es gibt nur wenig wirtschaftliche Investitionen, große wie kleine, und das Armuts-Niveau ist chronisch hoch. Nach verfügbaren Statistiken leben mehr als 92% der Bevölkerung in Camp Luka in Armut.
Die Bevölkerung ist jung und viele Familien leben vom Verkauf auf der Straße. Die Behörden bemühen sich, den Zustrom von Menschen unterzubringen, aber grundlegende Dienstleistungen wie Wasser, sanitäre Einrichtungen und Elektrizität fehlen vielen Menschen hier, wie auch der Zugang zu Bildung und Ausbildung.
Ein Blick auf google maps zeigt zwei markante Eckpunkte des Townships: den Friedhof und das Gefängnis. Treffender könnte man die Perspektiven der Menschen im Township kaum beschreiben. Camp Luka zeichnet sich auch durch eine hohe Kleinkriminalität aus, die von "Kulunas" begangen wird, jungen Männern in Banden, die Diebstähle begehen. Der Mangel an Perspektiven wirkt sich verheerend aus; das beste Mittel dagegen ist berufliche Bildung verbunden mit allgemeiner, grundlegender Bildung.
Hier setzt unser Projekt an, von dem wir demnächst mehr berichten werden.


HUMANA People to People Deutschland e.V.