Grazia schreibt aus Chimoio, Mosambik

Ola!

Hier laeuft, zum ersten Mal seit ich hier bin, etwas wie geschmiert: Der Bau des Badezimmers! Seit einer Woche wird gebaut und wir sind so gut wie fertig. Und es ist ein wirklich gutes Bad.
Anbei sind Fotos, schrittweise vom neuen Bad - im Hintergrund sieht man das alte. Das ist inzwischen so heruntergekommen, dass man praktisch im Freien steht, wenn man aufs Klo geht, also mehr oder weniger ueberfluessig. Und sobald es fertig ist, werde ich einen Plan, ganz nach meiner deutschen Natur und Merk'schen Einfluessen, einen Plan machen, welche Klasse an welchem Tag "Waschtag-limpeza do corpo" hat. Ich glaube wirklich, dass das vieles veraendern, verbessern wird.

Gerade gestern war ich mit Nelito, einem Schueler, im Krankenhaus. Entzuendete Wunden, eitrig, nicht schoen anzuschauen. Er hat Tinte drauf geschmiert, weil er meinte, dann tut es nicht ganz so weh. Scheinbar ist keiner in seinem Umfeld auf die Idee gekommen, ins Krankenhaus zu gehen, statt zu versuchen, das Problem mit Tinte zu loesen.

Jedenfalls haben die Kinder bald die Moeglichkeit, sich gruendlich zu waschen, und es ist ja nicht so, dass sie sich nicht waschen wollen; sie haben eben nur keinen Zugang dazu. Manchmal kommt ein Kind zu unseren Huetten und fraegt, ob er sich waschen darf.

Die Hygiene wird hier jedenfalls definitiv nicht ernst genug genommen. Fuer uns Europaer das A und O, um gesund zu bleiben, hier sieht man so viel Muell, riecht so viele eklige Gerueche, sieht Kinder mit benutzten Kondomen spielen. Deswegen ist es wichtig, den Kindern von klein an beizubringen, wie wichtig schon Sachen wie Haendewaschen vor dem Essen ist. Naja, also das Projekt Bad funktioniert wirklich super, das macht mich sehr gluecklich und gibt mir den Ansporn, mehr zu veraendern.

Ansonsten ist es immer noch unglaublich zu sehen, wie viele Menschen hier sterben. Jeden Tag hoert man von einem neuen Todesfall, gestern bin ich 20 Minuten in der Stadt gelaufen und habe 2 "Leichenwaegen", ein normaler Truck, auf dem ungefaehr 30 Menschen mit einem Holzkreuz in der Mitte stehen und singen, gesehen.

Und einer der Schueler hat vor 3 Tagen seine Mutter verloren. Man beginnt zu begreifen, warum der Tod den Menschen hier nicht zu nahe geht; man wuerde sich zerstoeren.
Und wenn man fraegt, an was die Person gestorben ist, heisst es nur: doenca-Krankheit. Entweder schaemen sich die Menschen zu sagen, es war Aids, oder sie wissen tatsaechlich nicht, dass es Aids war. Hier kriegt eine HIV-infizierte Person eine Erkaeltung, erholt sich nicht und stirbt daran. Natuerlich ist es bestimmt nicht immer Aids, aber in vielen Faellen ist es wohl so. Es ist ein ewiger Kreislauf, es sind so viele Anti-Aids-Organisationen in Chimoio und immer noch wird die Anzahl der HIV-Infizierten nicht kleiner. Ich habe nicht das Gefuehl, dass man sich hier der Gefahr von Aids bewusst ist. Im Endeffekt sind es immer die "Landsleute", die Dinge verstehen und begreifen muessen, da helfen Organisationen und Leute aus aller Welt nicht viel. Vielleicht liege ich falsch, aber so fuehle ich momentan.

Dennoch bin ich sehr froh, hier zu sein, jeder Tag macht mich ein stueckweit gluecklicher, und ich versuche zu verstehen, wie ich meine Zeit hier am besten nutzen kann. Und um dies zu tun, sind Eure Spenden von grosser Hilfe. In erster Linie bin ich Lehrer; es gibt noch so viel mehr zu verbessern, und das sind meistens Dinge, fuer die man Geld braucht.
Ich hoffe, Ihr geniesst den Fruehling, die Sonne; ich vermisse es sehr, zu dieser Zeit des Jahres in den englischen Garten zu gehen.
Also, bleibt gesund, viele liebe Gruesse aus Chimoio (ich habe mir gestern sagen lassen, dass Chimoio in Matewe, dem Dialekt hier, Herz, coracao in portugues, heisst.Und es passt wie die Faust aufs Auge, man muss sich in diese Stadt verlieben!)

Eure Grazia