"Camp Future" - was Dich erwartet

November 2005. Steffen Ludwig hat Berichte von seinen Teamkollegen eingeholt und übersetzt, unter anderem diesen hier von der Schwedin Åsa Dahlberg, die ihren 6 monatigen Einsatz in Guinea-Bissau gemacht hat und sich jetzt zur Nachbereitung in China befindet.

Guinea-Bissau, Dänemark und China – was hat das gemeinsam?
Ich bin Åsa Dahlberg, DI (Development Instructor) vom Oktober-Team 2004 in Lindersvold, Dänemark, und möchte hier mit Euch einige meiner Erfahrungen der letzten Monate teilen.

In mancher Hinsicht denke ich, ich hätte darauf vorbereitet sein sollen, da jeder mir sagte es sei noch schwieriger, in die “normale” Gesellschaft zurückzukommen, als nach Afrika zu gehen. Sie hatten Recht - obwohl es nun schon fast zwei Monate her ist, dass ich die Berufsschule in Guinea-Bissau, wo ich während meiner 6 Monate Afrikaeinsatz arbeitete, verlassen habe, vergeht kein Tag, an dem ich nicht über meine Zeit dort nachdenke und die Studenten und all die anderen Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, vermisse. Immer wieder frage ich mich, was sie wohl gerade tun, wie ihre Zukunft sein wird, ihre Kinder aufwachsen werden, kurz, wie sie mit alldem zurechtkommen werden. Mit solchen Gefühlen umzugehen ist nicht einfach – vor allem wenn sich niemand findet, mit dem man darüber sprechen kann. Damit wurde mir auch klar, wie wichtig „Camp Future“, der 3. Teil des 14-monatigen DI-programms, ist.

An einem ungewöhnlich warmen Oktobertag kam ich nach Dänemark zurück, nach langen Tagen einer Reise mit den vielfältigsten Verkehrsmitteln. Könnte es sein, dass es keine Englischstunden für die Studenten mehr geben wird, keine Kinder mehr meinen Namen rufen, wenn ich die Strasse entlanglaufe, die Sonne nun nicht mehr brennend vom Himmel scheint und es keinen Tag mehr geben wird, den ich, voller Energie und dem Gefühl, dass das, was ich tue, wichtig ist, beginnen werde?

Es wäre durchaus möglich, aber stattdessen fand ich einen Haufen DI´s, von denen manche drauf und dran waren, in ihre Projekte in Sambia, Mosambik und Guinea-Bissau aufzubrechen. Ich war wieder zurück in meiner alten Schule, DRH Lindersvold und so oft kreuzten sich die Wege und Aktivitäten in unglaublich vielfältiger Art und Weise. Ich begann sofort, den DI’s (Auslandsfreiwilligen), die nach Guinea-Bissau gehen, Stunden in Creole zu geben und beantwortete Fragen beginnend mit Malariavorbeugung, dem Lebensstandard in Guinea-Bissau bis hin zu Möglichkeiten des Einsatzes im Projekt. Ich habe keine Zweifel über die Wichtigkeit, die diese erste Woche, zurück in Dänemark, für mich hatte. Es war Platz, all meine Gefühle und Gedanken – Trauer und Glück, Zufriedenheit und Frust, Müdigkeit und Kraft etc. – von dem Schleier der Verwirrung zu befreien.

Das Interesse, das die Menschen zeigten, all die Fragen, die sie stellten, die irgendwie „afrikanische Atmosphäre“ an der Schule, der bevorstehende Afrikaaufenthalt aller als Grund, dort zu sein, hatte, rückblickend, eine sehr große positive Auswirkung auf meine Arbeit und die Arbeit, die ich in meinem Projekt getan hatte. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie schwer es gewesen wäre, einfach in Schweden nach Hause zu kommen und niemanden um mich herum zu haben, der an meiner Arbeit und meinen Erfahrungen interessiert ist und mit dem ich mich über eben diese austauschen könnte.

Camp Future als “Therapie”?

Nach knapp einer Woche in Lindersvold ging ich nach Nakkebølle, einer der Schulen für Camp Future, wo ich auf 10 weitere zurückgekehrte DI´s traf. Der Inhalt der nächsten Tage bestand darin, über die verschiedenen Projekte, in denen wir arbeiteten, zu diskutieren, z.B. über

  • personelle Besetzung
  • Ökonomie
  • Organisation
  • die Rolle des DI´s im Projekt

    Auch diskutierten wir über verschiedene Dinge, wie z.B. über globale Themen, die aktuelle Lage verschiedener Länder usw. Zudem war viel, viel Zeit der Vorbereitung des zweiten Teils des Camp Futures, der „specific period“, gewidmet. Abgesehen von der Gesprächs- und Nachbereitungsarbeit in Nakkebølle ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des Camp Futures, über die eigene Arbeit, die Arbeit der Organisation sowie die Bedürfnisse in der Welt zu informieren.

    Dazu besuchte ich sowohl verschiedene DRH-Schulen als auch andere Schulen und Universitäten in Dänemark und Schweden. Wieder bot sich die Gelegenheit, all meine Gefühle und Erfahrungen frei zu lassen und ich begann, mein Tun als eine Art „Resozialisierungstherapie“ zu betrachten - die ich dringend nötig hatte.

    Folgende Vorhaben standen während des ersten Teils des Camp Futures auf dem Plan:

  • 2 Referate und Sprachstunden für andere DI´s,
  • 3 Referate an der Grundschule Lustigkulla Skola, Schweden,
  • 4 Referate an der Grundschule Björkskolan, Schweden,
  • Eine Austellung und Information an dem Gymnasium Kungsmadskolan sowie
  • 1 Referat an der Schule Den Frie Lærerskole in Dänemark

    Die Zukunft im Blick

    Guinea-Bissau war in Gedanken immer mit mir – manchmal fühlte es sich an, als wäre nur mein Körper zurück in Europa, und mein Geist hätte den Flug verpasst und sei dann weggelaufen in ein abgelegenes guineanisches Dorf, weit ab von der westlichen Welt. Mit diesen unbehaglichen Gefühlen im Nacken war es Zeit für die zweite Phase des Camp Future – jener, in der es darum geht, die neu gewonnenen Erfahrungen in ein anderes Projekt in einem möglicherweise anderen Land mit einzubringen. Mein Plan war schon seit langem, nach China in die DRH-Schule YID in der Provinz Yunnan zu gehen, und von dort schreibe ich nun auch.

    YID (Yunnan Institute of Development) ist der perfekte Ort für diesen zweiten Teil des Camp Futures. Man könnte sich fragen warum, doch die Schule befindet sich in einem ländlichen Gebiet, in der Nähe verschiedener Schulen, Gymnasien, Universitäten und anderer Organisationen. Dadurch bietet sich sowohl eine einzigartige Möglichkeit, Referate zu halten als auch einen Einblick in die verschiedenen Bereiche chinesischer Kultur zu bekommen. Ein weiterer Vorteil des Programms der Schule dort, welches, Studien und Arbeit mit der umliegenden Dorfgemeinschaft beinhaltend, 11 Monate dauert. Das bedeutet, dass sich ein Grossteil der Arbeit in dem „Child Aid“- Projekt in den umliegenden Bergdörfern abspielt. Auch haben viele DI´s des YID vor, in einem Child Aid- oder HOPE-Projekt in Sambia zu arbeiten, was verständlicherweise bedeutet, dass sie sehr interessiert und ehrgeizig sind, mehr über Afrika und die Projekte dort zu erfahren.

    Seit dem Tag, an dem ich hierher kam, ging alles sehr schnell – sowohl in der Arbeit als auch in der Freizeit. Bisher bestand meine Arbeit darin, mitzuhelfen, die Pläne für 2006 aufzustellen, in verschiedenen Fächern zu unterrichten, mit den chinesischen DI´s zusammenzuarbeiten, Kinder in Englisch zu unterrichten und kulturelle Veranstaltungen und „English Corners“ zu organisieren und durchzuführen – das nach 2,5 Wochen!

    Nach der Arbeit ist es natürlich ungeheuer interessant, auch nur zu versuchen, hier und dort einige chinesische Wörter zu verstehen, das neue ungewohnte Essen zu probieren, in der Altstadt von Yuxi umherzulaufen, älteren Menschen beim morgendlichen Tai Chi zuzusehen, zu versuchen, im Park einen traditionellen Tanz zu lernen oder sich einfach von der ganzen Atmosphäre inspirieren zu lassen, ist sie doch so verschieden von jener, die wir gewohnt sind.

    Die 14 Monate meines DI-Programms sind bald vorbei und ich möchte mich bei HUMANA People to People für diese einzigartige Gelegenheit und Lebenserfahrung bedanken. Ich habe nun beschlossen, 6 weitere Monate hier in China zu bleiben und für und mit YID und dem Child Aid-Projekt zu arbeiten.

    Für weitere Fragen und Informationen zögert nicht, mich über HUMANA in Deutschland zu kontaktieren!

    Herzlichst,
    Åsa Dahlberg